Biologie studieren in Gießen

Biologen berichten von ihren ersten Wochen an der Justus-Liebig-Universität Gießen und wie sie ihr Studium gemeistert haben

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Dr. rer.nat. Christian Fiedler

Journalist

Hilfen im Studium annehmen und flügge werden: Ich habe mit dem Schwung des Corps meinen Horizont erweitert.

Dr. rer.nat. Matthias Gammelin

Leiter der Zulassung eines Arzneimittelherstellers

Gießen war erst einmal ein Schock für mich: Es war damals noch viel häßlicher als heute.

Dr. rer.nat. Erhard-Heinrich Ahrberg 

Produkt - und Marketingmanager i.R.

Zu Beginn des Semesters wurden Studenten von der Universität zu einem Meinungsaustausch empfangen.

Dr. rer.nat. Erich Sehrt

Oberstudienrat

Für mich war alles bedrohlich. Zu groß, zu unpersönlich, man war so unwichtig.

Dr. rer.nat. habil. Jochen Springer

Privatdozent

Die Bedingungen im Studium waren sehr gut. Es gab immer Plätze in allen Praktika, keine Wartelisten oder ähnliches. 

Horizont erweitern

Von Dr. rer. nat. Christian Fiedler, 29.1.2019

Zugegeben, die schönste Stadt ist Gießen nicht, aber ich habe mich in Gießen immer sehr wohl gefühlt. Dazu hat vor allem mein Umfeld sehr viel beigetragen.


Sicherlich habe ich durch meine Mitgliedschaft im Corps Starkenburgia nicht in dem Umfang von guten Tipps der älteren Semester profitiert wie andere, denn als Biologiestudent war ich eher ein Exot unter all den Medizin-, Jura- und BWL-Studenten.


Doch gute Ratschläge basieren auf eigenen Erfahrungen und die muss jeder für sich selbst machen: Niemand kann sich darauf verlassen, dass andere für ihn das Studium absolvieren. Und jeder muss selber einschätzen, welchen Aufwand er betreiben muss, um seine Prüfungen zu bestehen.


Da ist es doch sehr hilfreich, wenn man beim Lernen von jemandem abgefragt wird, der fachfremd ist. 


Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mir mein Corpsbruder Florian Becker, ein BWL-Student, die Bücher aus der Hand nahm und mich abgefragt hat.

So musste ich wirklich jedes Detail erklären und merkte schnell, wo wirklich noch Lücken bestanden. Glücklicherweise war es nicht zu spät und ich konnte diese Lücken mit meinen Prüfungsvorbereitungen noch schließen. 


Um aber im Studium voran zu kommen, muß man oft strategisch denken und sich bewegen. Durch die Vernetzung mit anderen Corps bekommt man vieles direkt aus erster Hand mit und profitiert von den Erfahrungen anderer.


Deshalb habe ich mich entschlossen, den Studienort vor dem Examen zu wechseln und konnte dadurch meinen Studienabschluss deutlich verbessern und den Weg dahin sogar beschleunigen.


Auch während meiner anschließenden Zeit als Doktorand in einer fremden Universitätsstadt habe ich von der Vernetzung mit anderen Corps profitiert:


Ich kam nicht als Fremder, sondern als Freund und genoss quasi einen Vertrauensvorschuß durch gemeinsame Freunde und unsere Lebensweise.

Im Corps genießt man zwar viele Vorteile, aber man übernimmt auch Verpflichtungen.


Gerne räume ich mit Mythen auf: Es wäre falsch anzunehmen, dass im Corps der Charakter gebildet wird oder das berufliche Seilschaften geschmiedet werden.


Jeder bringt seine eigenen Eigenschaften und Erfahrungen mit und bereichert dadurch die Gemeinschaft. Dazu gehören nicht nur Stärken, sondern leider auch persönliche Schwächen.


Und jeder ist auch für sein berufliches Fortkommen verantwortlich. Niemand kann allein aufgrund einer Mitgliedschaft eine gut bezahlte Lebensstellung erwarten.


Wer aber bereit ist, sich Herausforderungen zu stellen, anstatt ihnen auszuweichen, und auch mal den schwierigen Weg zu beschreiten, der profitiert sicherlich durch eine Mitgliedschaft im Corps. Mir tat die Starkenburgia. richtig gut.


Dr. rer. nat Christian Fiedler

Michelstadt

Der schönste Flecken

Von Matthias Gammelin, 3.2.2019

Als ich im WS 1978/79 aus Hamburg nach Gießen zum Studium der Biologie kam, erfuhr ich einen großen Schock.


Gießen war damals noch viel häßlicher als heute. Ich kannte keinen Menschen und mußte mich erst einmal orientieren, da ich an der Einführungswoche nicht teilnehmen konnte. 


Auf eigene Faust Kontakt zu den Kommilitonen aufzunehmen, das gestaltete sich zäher als gedacht. Durch einen Freund aus Hamburg lernte ich irgendwann das Corps Starkenburgia und die Bewohner des Corepshauses kennen.

Es gab da wirklich Leute, die halfen, auch wenn ich mich anfangs nicht getraut habe zu fragen. Das war neu, dass Ältere helfen.


Man denkt ja, dass sich aus einer solchen Situation ja eine gewisse mentale Abhängigkeit ergeben könnte. Und man will ja nicht nur Nutznießer sein, Das schreckt ab.


Zu Beginn hatte ich dieses blöde Gefühl, es verflog aber schnell, weil es einfach allen so geht. Die Leute und das Flair des Corpshauses, wirklich einer der schönsten Flecken in Gießen, ließen mich sehr schnell heimisch werden und lösen noch heute schöne  Erinnerungen bei mir aus.

Das gegenseitige Helfen hat mich bis heute angesteckt: Es forderte niemand ein, anderen zu helfen. Aber wenn Du jemanden siehst, dem es wir Dir selbst ergeht, dann muss mich niemand bitten. Ich gebe immer noch gerne weiter, Du vielleicht auch!


Ich bin heute noch Mitglied als Alter Herr und gut vernetzt.


Das wichtigste für mich ist, daß die Freundschaften von damals noch halten und ich immer wieder Studenten kennenlernen kann, die hier starten.


Dr. rer. nat. Matthias Gammelin, Kolmbach

Ganz anders als heute

Von Dr. rer. nat. Heiner Ahrberg, 25.11.2018

Die Situation an den Universitäten damals ist absolut nicht mit der heutigen vergleichbar. Studenten waren zumindest bis in die 60iger Jahre sehr brav und haben sich sehr auf ihr Studium konzentriert, wobei es hier, wie überall mehr oder weniger große Ausnahmen gab.


Das gesamt Wissen wurde durch Vorlesungen, Seminare, Praktika etc. vermittelt. Es gab ja kein Internet und die entsprechende Hardware. Zum selbständigen Lernen musste die Uni-Bibliothek aufgesucht werden.


Ein Ereignis von damals ist heute kaum noch glaubhaft: Im WS 1964/65 gab es einen Fackelzug, der sich vom Otto-Eger-Heim bis zum Uni-Hauptgebäude bewegte. 

Neben allen Giessener Korporationen nahmen auch viele weitere Studenten daran teil. Man wollte damals seinen Respekt vor der Universität (alma mater) zum Ausdruck bringen.


Zu Beginn eines Semesters wurden auch alle Erstchargierten vom Rektor der Universität zu einem Meinungsaustausch empfangen, heute undenkbar.


Die Suche nach einer "Studentenbude" war damals problemlos! Zunächst wohnte man ja 4 Semester auf dem Haus und fand danach, oft durch Vermittlung eines Corpsbruders, schnell eine neue Bleibe. 

Oft wurden die Zimmer untereinander einfach weitergegeben. Es waren meist einfache, möblierte Zimmer mit einem Kohleofen und Waschgelegenheit zwischen den Stockwerken.


Aber sie waren mit unter DM 100,-- sehr günstig! Manch einer hat sein Zimmer zum Semesterende gekündigt, um sich zu Beginn des neuen Semesters ein neues zu suchen.


Warme Mahlzeiten wurden in der Mensa eingenommen, die inaktiven Corpsbrüder konnten auch, gegen einen Obulus, auf dem Haus essen.


Dr. rer nat. Heiner Ahrberg

Hüttenberg

Für mich war alles bedrohlich. Zu groß, zu unpersönlich, man war so unwichtig. 

Von Dr. rer. nat Erich Sehrt, Reichelsheim

Wichtiges war so leicht zu übersehen.

Ich war noch nie richtig draußen, alles war so überschaubar in meinem Leben bis jetzt. Und dann die Uni.


Nach der Schule und dem normalen und überschaubaren Kreis von Schulfreunden auf einmal viele hundert Menschen im Audimax.

So habe ich mein Studium geschafft

Die Freunde aus der Studieneinführungswoche waren meine Rettung, für das Praktische und das Gefühlsmäßige.


Ich war nicht mehr allein. Wir hatten viele Augen und Ohren.

Jetzt kam ein Gefühl der Sicherheit auf. Man war wieder ein Mensch. Die Stoffmenge und deren Problematik war zu mehreren viel leichter zu bewältigen.


So entstanden Erfolge. Das Studium fing an, Spaß zu machen. 


Dr. rer. nat Erich Sehrt

Es gab immer Plätze

Von Jochen Springer, Falkensee

Auch wenn ich mittlerweile seit 15 Jahren nicht mehr in Gießen wohne, erinnere ich mich gerne an mein Studium und auch die ersten Jahre der Assistenzzeit zurück.

Nach einem eher mäßigen Abitur 1990 verpflichtete ich mich für 2 Jahre als Zeitsoldat bei der Marine, um Wartesemester für das Biologiestudium zu sammeln. Den Medizinertest hatte ich vorher relativ gut bewerkstelligt.


Parallel zur Grundausbildung bewarb ich mich bei der ZVS (damals die einzige Institution, die die Studienplätze für Medizin vergab). Man konnte 8 Wünsche angeben, neben den Favoriten Freiburg, Heidelberg .... gab ich Gießen als Fünftwunsch an. Ich kannte Gießen von klein auf, da mein Vater hier schon Medizin studiert hat und wir eine Zeit in Wetzlar lebten.


Da mein Vater ebenfalls Angehöriger des Corps Starkenburgia ist, habe ich schon früh das Corpshaus und die Feiern im Garten kennengelernt. In Oldenburg war ich ab der 11. Klasse in einer Schülerverbindung.

Schon im ersten Jahr bei der Marine bekam ich widererwartend einen Studienplatz in Gießen, den ich aufgrund meiner zweijährigen Verpflichtung nicht antreten konnte.


Der Studienplatz war mir aber sicher. Als ich nach Ende der Marinezeit mich wieder für eine Stadt bewerben konnte, gab ich Gießen als Erstwunsch an, da ich in der Zwischenzeit die Studenten (Aktiven) des Corps Starkenburgia kennengelernt hatte und mich bei Ihnen und auf dem Corpshaus sehr wohl fühlte.


Ich fing also im Wintersemester 1992/93 mit dem Medizinstudium an. 

In der Einführungsveranstaltung lernte ich einen sehr netten Kommilitonen kennen, mit dem ich zusammen fast alles Prüfungen bis zum 2. Staatsexamen durchlief.


Da das Medizinstudium sehr verschult ist und es diverse Pflichtkurse und Pflichtpraktika gibt, musste ich von Anfang an lernen, meine Zeit einzuteilen. Für meine erste Physikklausur im 1. Semester habe ich schon mehr gelernt als für mein Abitur. Natürlich kam auch der Spaß nicht zu kurz. Ich wurde gleich am Anfang des Semesters im Corps Starkenburgia aktiv und bezog dort auch ein Zimmer, ich zog erst kurz vor meinem Physikum in eine eigene kleine Wohnung.


Auf dem Corpshaus war immer etwas los, gemeinsames Abendessen, Doppelkopfrunden oder einfach nur geselliges Beisammensein bei ein paar Gläsern Bier. Um in Ruhe lernen zu können, stand ich vor Prüfungen morgens schon früh auf und belagerte meinen Schreibtisch. Da musste man sich doch zusammenreißen, die Chance, abgelenkt zu werden, war relativ hoch.


Neben dem Corps hatte ich eine sehr nette Truppe unter den Kommilitonen, wir trafen uns regelmäßig zu gemeinsamen Abenden, nannten uns das „Schweinemettteam“.

Das Studium in Gießen empfand ich als sehr angenehm, die Gebäude für die Vorklinik waren örtlich konzentriert, so dass keine langen Wege zurückgelegt werden mussten. Überhaupt ist Gießen so klein, dass man alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen kann. Die Stadt selber ist leider im Krieg weitestgehend zerstört worden, aber ganz ehrlich: Was braucht ein Student? Schöne Fassaden und Museen oder nette Leute und gute Bedingungen im Studium?


Die Bedingungen im Studium waren sehr gut. Es gab immer Plätze in allen Praktika, keine Wartelisten oder ähnliches. Die Hörsäle waren nie überfüllt. Mein fleißiger Freund war immer Ansporn für mich, die Prüfungen auch zu bestehen, was mir dann auch (fast) immer gelang. Die Dozenten waren okay, natürlich gibt es immer Leute, die man mag und andere, die man weniger mag. Das zog sich natürlich auch während der Facharztausbildung durch.


Während der klinischen Semester konnte ich bei einem Corpsbruder, der Oberarzt in der Frauenklinik war, promovieren. Ich verbrachte viele Stunden im Labor, machte Paraffinschnitte und histologische Färbungen und musste dabei auch viel mikroskopieren.


Ganz ehrlich, so richtig viel Spaß gemacht hat das nicht. Dennoch war das eine ganz wichtige Erfahrung auf dem Weg zum Arztsein.


Nach meinem PJ (Praktischen Jahr) in Gießen begann ich noch mein AiP (Arzt im Praktikum) in der Chirurgie im Evangelischen Krankenhaus in Gießen. Nach einem Jahr wechselte ich in die Uniklinik Marburg in die Radiologie. Nach weiteren 2 Jahren der Facharztausbildung wechselte ich in das Klinikum Bremen Mitte, wo ich 2005 meinen Facharzt für Radiologie machte. Kurz danach ging ich nach Oldenburg, um meinen Vater in der Radiologischen Gemeinschaftspraxis abzulösen. Die Praxis wurde in den letzten Jahren größer, aktuell sind wir 9 Ärzte mit ca. 55 Angestellten.


Nach Gießen fahre ich regelmäßig, mindestens zweimal im Jahr. Ich bin natürlich immer interessiert, was sich an meiner Alma mater und speziell an der Uniklinik tut.


So schaffst Du Dein Studium erfolgreich

Von Florian Kempff, 04.10.2018

STUDIENEINFÜHRUNGSWOCHE NICHT VERPASSEN 

Zur Uni-Webseite der STEW

Networking ist nicht jedermanns Sache, aber ohne eine Peergroup läuft nichts. Manche Gruppe besteht bis zum Examen, zumindest in der Theorie. Du musst Dich bemühen, in der anfangs losen Gruppe Freunde zu finden. Nimm Dir in der ersten Woche Zeit für gemeiname Kneipenbesuche. 

ZIMMER FINDEN

Zum Corpshaus

Das ist eigentlich kein Problem, der Wohnungsmarkt in Gießen wächst und dank Studiticket kann man auch außerhalb wohnen. Eine eigene Wohnung ist zum Examen gut, eine WG in den ersten Semestern besser. Studentenverbindungen bieten auch Zimmer an, hier schaut man sich gegenseitig auf die Finger.

MENTOREN FRAGEN

Erfahrene Studenten anrufen oder anschreiben

Das ist wichtig, um nicht die falschen Schwerpunkte zu setzen. Freundschaften helfen, der eigene Bekanntenkreis auch. Wir vermitteln Dir aber auch gerne persönlichen Kontakt zu Martin, Dennis, Christian, Torsten und Jochen und natürlich zu den aktiven Studenten des Corps Starkenburgia.